Die Zeit der Pandemie macht einsam und nachdenklich.
Und so ist es nur natürlich, dass unsere Gedanken schon mal auf den Hund kommen.
Der Grundgedanke vieler Hundeliebhaber ist klar.: Wenn nicht jetzt, wann dann – ich wollte immer
schon einen Hund. Jetzt habe ich Zeit mich um den Welpen zu kümmern und ihn stubenrein zu
bekommen.
Und so ist es nur natürlich, dass unsere Gedanken schon mal auf den Hund kommen.
Der Grundgedanke vieler Hundeliebhaber ist klar.: Wenn nicht jetzt, wann dann – ich wollte immer
schon einen Hund. Jetzt habe ich Zeit mich um den Welpen zu kümmern und ihn stubenrein zu
bekommen.
Andere fühlen sich einsam, jetzt wo die sozialen Kontakte eingeschränkt sind, so ganz allein zu Hause.
Da wäre ein Hund als treuer Gefährte eine willkommene Abwechslung, der die Einsamkeit erträglich
macht.
Hierzu soll erwähnt werden, dass kein Tier nur aus egoistischen Motiven, aus psychischem Druck, aus
Furcht vor der Einsamkeit, etc. als Retter in der Not angeschafft werden soll. Hunde sind sehr sensibel
und meist überfordert von dem Paket an Problemen, das sein Besitzer auf ihn packt. Wenn der Mensch
es nicht von selbst schafft sich ins seelische Gleichgewicht zu bringen, warum sollte es dann
ausgerechnet der Hund tun?
Seit der Pandemie boomt der Haustierhandel. Die Tierheime haben zu ihrer Freude enorm hohe
Vergabezahlen und den Hundezüchtern werden die Welpen wie die warmen Semmeln aus der Hand
gerissen. Hier läuft das Geschäft.
Viele meiner Kunden im Hunde Training Center learningdog in Teesdorf sagen häufig zu mir „So viele
Welpen habe ich noch nie auf der Straße gesehen“. Auch bei mir im Trainingszentrum habe ich derzeit
ungewöhnlich viele Welpen in der Ausbildung.
Leider vergessen viele Menschen bei all dieser Freude auf ein neues vierbeiniges Familienmitglied auf
die wichtigsten Aspekte – die Zeit nach Corona und die Bedürfnisse eines Hundes. Diese „Hundeanschaffungswelle“ könnte in den nächsten Monaten fatale Folgen haben.
Was wird aus diesen Hunden, wenn bei uns im Land wieder die „Normalität“ einkehrt. Haben sich
wirklich alle Neuhundebesitzer, die sich derzeit im Homeoffice befinden, oder vielleicht sogar einen
neuen Lebensabschnitt mit einem neuen Job beginnen, gründlich überlegt, was mit ihrem vierbeinigen
Liebling passiert, wenn sie durch ihren Job zeitlich wieder voll vereinnahmt werden.
Hunde sind sehr soziale Tiere. Lange Zeit allein zu sein ist nichts für sie. 8 Stunden zu Hause warten
kann schnell zu Problemverhalten, wie Zerstörungswut oder Bellattacken führen. Dann wird der treue
Begleiter schnell zu einem Problem. Zerkaute Möbel und genervte Nachbarn hat niemand gerne. Und
Tierbetreuung kostet Geld! Braucht man täglich einen Dogwalker, der den Hund zwischendurch
ausführt, geht das schnell ins Geld.
Verlustängste können aber auch bei Hunden auftreten, die schon lange mit ihrem Besitzer
zusammenwohnen und nicht erst während Corona angeschafft wurden. Unsere Vierbeiner gewöhnen
sich an den 24-Stunden Kontakt mit ihrem Menschen und für sie bricht eine Welt zusammen, wenn
Frauli oder Herrli plötzlich wieder ohne sie aus dem Haus zur Arbeit geht. Hier ist ein rechtzeitiges
Training anzuraten!
Auch nach Corona müssen unsere Hunde weiterhin Gassi gehen. Wir reden hier im Durchschnitt von 2-
2,5 Stunden pro Tag, egal welche Rasse. Für viele Hundebesitzer mit einer 40 Stunden Woche wird
dies nicht mehr machbar sein. Schon viele Male auch schon vor der Pandemie habe ich in die
entsetzten Augen der Hundebesitzer gesehen, als dieser Betreuungsaufwand beim Erstgespräch viel.
Die Antwort war leider oft „so viel Zeit habe ich nicht!“. Diese Zeiten sind aber bei einem Lebewesen
nicht verhandelbar. Bei Unterforderung treten sehr schnell Verhaltensauffälligkeiten auf.
Da derzeit Urlaube nur schwer möglich sind, ist dies momentan eher noch kein Thema. Aber wohin mit
dem Hund, wenn man dann wieder verreisen darf? Auch hier wird in vielen Fällen nicht drüber
nachgedacht.
Ich beobachte ebenfalls mit großer Sorge, dass derzeit kaum ein Welpen Besitzer in die Hundeschule
geht, um sich wichtige Informationen über das Zusammenleben mit dem neuen Vierbeiner zu holen, die
wichtigsten Grundkommandos zu lernen und soziale Kontakte mit anderen Hunden zu knüpfen. Leider
sind derzeit Gruppentrainings aufgrund der Pandemie verboten. Dennoch sind Einzeltrainings möglich –
was leider erst nach und nach bei den Menschen durchsickert.
Derzeit gibt es eine erhöhte Zahl an Hunden in Österreich, die aus Wissensmangel ihrer Menschen,
wenig Erziehung und neue Umweltreize kennenlernen. Dies kann in den nächsten Monaten zu großen
Problemen führen, da die Hunde nicht gelernt haben mit ihrer Umwelt richtig klar zu kommen und die
Hundebesitzer nicht wissen, wie sie auf dieses Verhalten richtig reagieren sollen. Anspringen von
Menschen, Anbellen anderer Hunde oder gar Beißen, Angst vor für uns „normalen“ Dingen sind nur ein
kleiner Auszug aus dem Problemkatalog, der sich jetzt schon abzeichnet.
Auch auf dem Krankheitssektor stelle ich Veränderungen fest. Viele Hunde kommen schon krank in
unser Land, die meisten Welpen haben typische „Kleinkinderkrankheiten“, und gerade im Winter ist das Immunsystem von Hunden instabiler als sonst. Da es zurzeit mehr Hunde denn je gibt, erhöhen sich logischerweise auch die Krankheitsfälle.
Wussten Sie, dass ihr Hund schon eine Vielzahl von Krankheiten bekommen kann, wenn er nur an
einem Häufchen eines erkrankten Hundes riecht? Dieses Wissen fehlt Vielen, und so können sich
Bakterien, Parasiten und Viren fröhlich in unseren Hunden ausbreiten. Oft bemerken wir gar nicht sofort,
dass unser Hund krank ist. Daher meine Bitte: Hundekot immer wegräumen!
Und leider ist nach dem menschlichen Verständnis am Ende immer der Hund schuld! Viele Tiere
werden sich sicher sehr bald im Tierheim wiederfinden, weil der Mensch überfordert ist, die Zeit zu
knapp wird und der Hund bei der Urlaubsplanung im Weg ist.
Auch wenn es schon ein „altes Lied“ ist, sollte sich jeder Mensch, der sich mit dem Gedanken trägt,
einen Hund in sein Leben zu lassen, genau überlegen, ob er die Zeit, Geduld und auch finanziellen
Mittel hat, dieses Projekt zu stämmen. Wir sollten uns keinen Hund aus rein selbstsüchtigen Gründen
anschaffen, nur um auf dem Sofa schmusen zu können.
Hunde haben Bedürfnisse, müssen erzogen werden. Und dies das gesamte Hundeleben lang, was schon bis zu 17 Jahre sein kann!
Wenn wir dies beachten und uns sicher sind, dass wir diese lange Zeit mit einem eigenständigen
Individuum verbringen möchten, steht auch einem großartigen Zusammenleben mit unglaublicher
Freude an unseren vierbeinigen Wegbegleitern nichts im Weg!
Hunde sind es wert, dass wir sie in unser Leben lassen!